Als Impuls für die Entwicklung des dargestellten Spiels (zunächst ohne Rollenkarten, d.h. nur des handlungsorientierten Teils im Kontext der Werteerziehung) diente eine bei einer Gruppenarbeit geführte Diskussion in dem von mir besuchten Seminar „Erziehung und Sozialisation“ in Bildungswissenschaften im SoSe 2015 über kulturelle bzw. weltanschauungsspezifische Unterschiede in der Deutung der Begriffe Nächstenliebe, Zusammenhalt und Egoismus. Mittels der hier angewendeten, an das Spiel „der fliegende Stab“ angelehnten, Spieltechnologie, die ich im 2014 im Kontext Superorganismus Biene aus Eigeninitiative entwickelte und (von meiner damaligen vorgesetzen Professorin abgelehnter Ansatz) bei der Fachtagung „Bienen machen Schule“ in Trier zunächst Bienendidaktikern präsentierte, erhoffte ich nun einen phänomenologischen Zugang zu den o.g. diskutierten Begriffen zu legen. Es war mir wichtig v.a. mir selbst dadurch zu beweisen, dass meine damalige Professorin das didaktisch-methodische Potential des Spiels übersehen hat und, dass das Spiel bei Lehramtsstudierenden eine positive Resonanz bekommt.

Die Offenheit und Sensibilität des (mit dem TZI-Konzept vertrauten) Dozenten im Seminar „Erziehung und Sozialisation“ und seine Bereitschaft notwendige Umstellungen für die spontane Umsetzung meines Spiels vorzunehmen, ermutigte mich das Spiel im Seminar zu pilotieren und darauf basierend ein Jahr später eine Interventionsstudie in Rahmen meiner vom o.g. Dozenten betreuten Bachelorarbeit durchzuführen.

Bei der Suche nach einem geeigneten theoretischen Hintergrund fand meine (begründet TZI-kompatible) Methode nachträglich ihre Wahlheimat bei TZI. Während andere von mir in Betracht genommene pädagogische Konzepte sowie psychologische oder sozialwissenschaftliche Modelle nur fragmentär die Idee meiner Untersuchung abbildeten, lieferte TZI einen optimalen Rahmen nicht nur dem Produkt, sondern diente auch als eine perfekte Grundlage für die Reflexion des Planungs- und Durchführungsprozesses. Je tiefgreifender mir diese Kompatibilität und der Einfluss der TZI auf die Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit erschien, desto wichtiger war es für mich, der Vision von Ruth Cohn berufsmäßige TZI-Ausbildung in die Curricula der Lehrerbildung integriert zu erleben, ein Schritt näher zu kommen. Dafür habe ich nach der Abgabe der Bachelorarbeit meine Interventionsstudie und den Ansatz als ein pädagogischer Doppeldecker auf der GFD-Tagung im 2017 präsentiert.

Die im Rahmen der Bachelorarbeit durchgeführte Untersuchung des zu erwartenden Einflusses der Intervention auf universalen Wertetypen nach Schwartz et al. (2012), wie z.B. Zuverlässigkeit, Fürsorge und Toleranz, hat auch Hinweise auf unerwartete Effekte der Intervention geliefert. So konnte ermittelt werden, dass die Wichtigkeit der Wertetyps Angepasstheit gegenüber Regeln im Durchschnitt nachgelassen hat. Der unerwartete signifikante Anstieg der Zustimmung der Wichtigkeit der persönlichen Sicherheit und der Macht über die Ressourcen in der Vergleichsgruppe, welche bei der Interventionsgruppe unverändert blieben, deutete auf die in Rahmen der Studie unkontrolliert gebliebene Effekte der im SoSe 2016 herrschenden politischen Großwetterlage hin, und insbesondere der durch die Flüchtlingskrise ausgelösten sicherheitspolitischen Situation. Die bei der Interventionsgruppe im Durchschnitt unverändert gebliebene Wichtigkeit der o.g. Wertetypen legte die Vermutung nahe, dass die Intervention das Potential besitzt, auf eine sich radikalisierende und auseinanderdriftende Gesellschaft eine pufferartige, sprich abmildernde, Wirkung auszuüben. Gleichzeitig fiel es mir immer schwerer bei den im Laufe der Durchführung der Studie sich mit meinem Betreuer ereigneten Diskussionen über die Ursachen des Auseinanderdriftens der Gesellschaft und v.a. über die Ursachen und methodisch-didaktische Mitteln zur Distanzierung vom fremdenfeindlichen bzw. vom antisemitischen Gedankengut seine (meine Gefühle verletzende) Perspektive zu übernehmen. Die Lösung für die Schwierigkeit der Perspektivenübername fand ich in meiner Auseinandersetzung mit dem Begriff Rollenkarten. Die Idee, das Spiel in den hier präsentierten Polis-Kontext einzubetten, kam erst nachdem das Spiel von mir zum Zweck der Modellierung der Gerechtigkeitsprinzipien der „Theorie der Gerechtigkeit“ nach John Rawls in einem Didaktik-Seminar im SoSe 2018 modifiziert wurde. Dank der Wiedereinstellung des o.g. Dozenten zum WiSe 2018/19 bekam die hier präsentierte TZIpolis-Idee letztendlich ihren zeitlich-räumlichen Anspruch wieder im Seminar „Erziehung und Sozialisation“ realisiert zu werden.